Wellplattendächer bergen grosse Gefahren


04.05.18 - Kürzlich ist es erneut zu zwei schweren Unfällen gekommen, bei denen Arbeiter durch nicht durchbruchsichere Dächer aus Faserzement-Wellplatten gestürzt sind. Ein Unfall endete tödlich.



Die gleiche Art von Unfall hat sich innerhalb eines Monates auf gleich zwei Schweizer Baustellen wiederholt. In beiden Fällen stürzten Arbeiter durch ein nicht durchbruchsicheres Dach aus Faserzement-Wellplatten:

Ungesichert trotz vorhandenem Anschlagsystem
Beim ersten Fall führte ein Spenglerbetrieb Reparaturen auf einem Dach aus Faserzement-Wellplatten aus. Auf dem Dach war zwar ein permanentes Anschlagsystem vorhanden. Dieses war jedoch weder geprüft noch gewartet. Auch konnten sich die Arbeiter damit nicht überall auf der Dachfläche sichern. Die Arbeitsvorbereitungen und die Sicherheitsvorkehrungen des Betriebs waren ebenfalls ungenügend. Die Mitarbeitenden waren nicht ausgebildet und ungenügend instruiert. So kam es, dass ein Spengler auf dem Dach einbrach, während er ungesichert war, und durch das Dach sieben Meter in die Tiefe stürzte. Dabei erlitt er tödliche Verletzungen.

Auffangnetze geplant aber noch nicht überall montiert
Zum zweiten Unfall kam es während der Demontage eines alten Wellplatten-Dachs aus Faserzement. Für die Arbeiten waren unter dem Dach zwar Auffangnetze geplant und montiert. Die Auffangnetze waren jedoch noch nicht in allen Bereichen erstellt, als der Unfall geschah. Ein gelernter Zimmermann arbeitete über einem solchen ungesicherten Bereich, obwohl er für Spezialarbeiten in der Höhe ausreichend ausgebildet war. Auch er stürzte durch die nicht durchbruchsichere Dachfläche mehr als sechs Meter in die Tiefe und wurde schwer verletzt.
Es kam also in beiden Fällen zu Abstürzen, obwohl Absturzsicherungen geplant und zum Teil vorhanden waren.

Warum?
Warum kommt es regelmässig zu solchen Schwerstunfällen? Warum stürzen Arbeiter immer wieder durch nicht durchbruchsichere Dachflächen, insbesondere durch Faserzement-Wellplatten? «Die Gefahr, die von diesen Dächern ausgeht, ist immens», erklärt Roland Richli, Sicherheitsingenieur bei der Suva. Leider werde das grosse Risiko aber häufig unterschätzt. «Darum kommt es immer wieder vor, dass sich Personen auf dem Dach nicht korrekt verhalten und sich nicht regelkonform sichern», so Richli.
Wie der Experte weiter erklärt, seien Wellplattendächer aus Faserzement ohne tragfähiges Unterdach nie dauerhaft durchbruchsicher. Deshalb müssten sie schon nach kurzer Zeit immer als nicht durchbruchsicher betrachtet werden. Es sei deshalb nicht nachvollziehbar, wieso man in der heutigen Zeit nach wie vor nicht durchbruchsichere Dachflächen erstellen dürfe, betont Richli: «Jeder weiss von dieser grossen Gefahr und dem hohen Risiko. Und trotzdem werden weiterhin solche Dachflächen erstellt».

Jedes Dach wird begangen – und kann durchbruchsicher gestaltet werden
Häufig argumentieren Planer und Hersteller, dass ein Wellplattendach aus Faserzement gar nicht betreten werden muss. «Dieses Argument ist falsch», sagt Roland Richli jedoch entschieden.
In früheren Jahren sei man davon ausgegangen, dass solche Dächer nicht begangen werden müssten. Heute wisse man jedoch, dass jedes Dach in seiner Nutzungszeit mehrmals betreten werde. Dächer würden heute sogar immer häufiger begangen, da darauf technische Anlagen – zum Beispiel Photovoltaikanlagen – erstellt würden.
Dabei gibt es laut Richli viele Möglichkeiten, eine Dachfläche durchbruchsicher zu gestalten. So ist beispielsweise ein Wellblechdach in den meisten Fällen dauerhaft durchbruchsicher. Eine mögliche Lösung ist aber auch ein tragfähiges Unterdach unter den Wellplatten. Die geringen Mehrkosten machen sich auf jeden Fall bezahlt.

Appell an Bauherren und Planer
Die Suva appelliert denn auch an alle Bauverantwortlichen: Helfen Sie mit, dass sich solche schweren Unfälle nicht mehr ereignen. Planen und erstellen Sie nur noch dauerhaft durchbruchsichere Dächer und Belichtungselemente.

Leben bewahren – Helfen Sie mit
Unterstützen Sie das Präventionsprogramm «Vision 250 Leben» der Suva. Unterzeichnen Sie als Arbeitgeber oder Planer die Sicherheits-Charta. Sorgen Sie als Vorgesetzter dafür, dass die «Lebenswichtigen Regeln» instruiert und eingehalten werden. Sagen Sie als Mitarbeiter STOPP, wenn eine lebenswichtige Regel verletzt wird. Arbeiten Sie erst weiter, wenn die gefährliche Situation beseitigt ist.


 

Torna all'elenco