Stahl-Hängebrücke von Lernenden


26.02.25 - Lernende verschiedener Branchen haben im Kanton Freiburg zusammen von A bis Z eine Hängebrücke aus Stahl gebaut.



Kurzbericht und Interview mit dem Initiator des Projekts, Stéphane Clerc, Präsident Metaltec Fribourg, über seine Motivation und die Geschichte der Passerelle.

Lernende aus verschiedenen Branchen bauten zusammen eine Passerelle über dem Fluss Glâne im Kanton Freiburg. Die alte Holzbrücke von 2011 zwischen Posat und Autigny war seit 2023 gesperrt, da diese stark verfault und irreparabel beschädigt war. Auf Initiative von Stéphane Clerc, Präsident von Metaltec Fribourg, sollte der Ersatzbau in Form einer Hängebrücke aus Stahl von A bis Z von Lernenden erstellt werden. Dazu motivierte er andere Berufsverbände und den Freiburger Arbeitgeberverband zur Gründung eines Fördervereins mit dem Zweck, Lernenden praktische Erfahrungen in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit bei konkreten Projekten zu ermöglichen. Das erste vollendete Projekt ist ebendiese neue Passerelle.

Die Passerelle in Zahlen

  • 23 Meter lang x 1,8 Meter breit
  • 3,5 Tonnen verzinkter Stahl
  • 500 Kilo rostfreier Stahl  
  • 28 Kubikmeter Beton
  • 2,5 Tonnen Betoneisen
  • 20 Lernende, 6 Berufe
  • 1500 Arbeitsstunden
  • 4 Berufsverbände  
  • 12 beteiligte Betriebe
  • 9 Lieferanten-Partner

Die feuerverzinkte Stahlbrücke wurde im Dezember 2024 aufgebaut und wird im Frühling 2025 eingeweiht. Sie macht den Erfolg und die Bedeutung der dualen Berufsbildung in der Schweiz öffentlich sichtbar und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Die Fachzeitschrift «metall» berichtet in der Februar-Ausgabe darüber. Weitere Einblicke liefert folgendes Interview mit Stéphane Clerc über seine Motivation und die Geschichte der Passerelle.   

Interview mit Stéphane Clerc  

Stéphane Clerc, wie ist die Idee für die neue Passerelle entstanden?  
Die Passerelle gehört sozusagen zu meiner Lebensgeschichte. Meine Mutter stammt aus Autigny, und ich habe viele Schulferien auf dem familieneigenen Bauernbetrieb verbracht – es ist der letzte Bauernhof vor der Brücke, wenn man von Autigny herkommt. Ich habe 1987 den Bau der Holzbrücke miterlebt, ebenso die Arbeiten 2010.  

Auf einer Velotour Anfang 2023 sind wir an dieser Passerelle vorbeigekommen, ein Teil ihres Holzbodens war eingestürzt. Da hatte ich die Idee, sie mit den Lernenden von Metaltec Fribourg durch eine Brücke aus Metall zu ersetzen. An der Bundesfeier 2023 in Autigny habe ich mit einigen Gemeinderäten über mein Projekt geredet. Sie haben es sehr gut aufgenommen. Von da nahm das Projekt seinen Lauf.  

Warum eine Hängekonstruktion aus Stahl als Ersatz für eine Holzbrücke?  
Zunächst dachten wir daran, auch Holz in die Passerelle zu integrieren. Die Förster der beiden Gemeinden sprachen sich jedoch dagegen aus. Der Ort ist sehr feucht und schattig, was die Alterung des Holzes beschleunigt. So entschied ich mich, ausschliesslich auf Metall zu setzen. Um die Lernenden in den Aufbau involvieren zu können, durften die einzelnen Bauteile aber nicht allzu gross sein. In einem beiläufigen Gespräch mit dem Direktor von AM Suisse kamen wir auf das Konzept einer Hängebrücke aus Stahl.

Wie lief die Umsetzung des Projekts ab und wer war daran beteiligt?  
Die Pläne für die Passerelle waren ein Werk der Metallbaukonstrukteur-Lernenden der Ecole romande du métal in Bulle. Sie wurden mit Ingenieurberechnungen von Jakob Rope Systems in Trubschachen unterstützt. Die Herstellung der Stahlteile erfolgte durch die Lernenden Metallbauer in den ÜK-Werkstätten von Metaltec Fribourg in Villaz-St-Pierre. Parallel zur Fertigung der Stahlteile, kümmerte sich der Freiburger Baumeisterverband (FBV) unter Beteiligung seiner Lernenden um die Instandsetzung der Betonfundamente. Die Lernenden von Metaltec Fribourg montierten die Hängebrücke unter fachkundiger Anleitung vor Ort. Ausserdem arbeitete ein Geomatikerlehrling für die millimetergenaue Montage mit. Auch der Freiburger Arbeitgeberverband hat viel beigetragen und seine eigenen Lernenden involviert.  

Wie fanden es die Lernenden, dieses spannende Projekt zusammen zu realisieren?
Sie waren begeistert. Die Video-Reportagen mit den Lernenden, die zu diesem Projekt gedreht wurden, zeugen davon. Man findet sie auf dieser Webseite des Freiburger Arbeitgeberverbands.

Was nehmen Sie persönlich aus diesem Projekt an Erfahrungen mit – als Metallbauunternehmer und Präsident von Metaltec Fribourg?
Für mich ist es ein herausragender Erfolg. Ich bin seit über 20 Jahren Berufsbildner. Dieses Projekt lief genau so, wie ich mir die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Branchen eigentlich wünsche. Leider sind Bauprojekte heutzutage oft kompliziert, die Fristen kurz und die Koordination lässt fast immer zu wünschen übrig. Die Verständigung zwischen den Lernenden hingegen war vorbildlich. Sie hätten alle Lust, noch einmal so ein Projekt durchzuführen. Mein Ziel ist damit voll und ganz erreicht.  

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